Sie schrieb die Lebensgeschichten von Lucius & Co für das Lux-Festival

Autor: Harry Lindelauf
Fotografie: Anja Neskens en Submedia

Das Lux-Lichtfestival im Dezember 2023 und Januar 2024 war mit 2.604 Besuchern ein großer Erfolg.
Der wichtigste Erfolgsfaktor waren die Geschichten der Figuren über ihr Leben in der Römerzeit.
Diese Geschichten schrieb Béatrice de Fraiture – historisch korrekt, manchmal humorvoll und immer mit einer Botschaft.

Im Mai 2023 erhielt die Archäologin Béatrice de Fraiture aus Maastricht den Auftrag, diese Lebensgeschichten zu verfassen. Sie begann mit der Erforschung von 36 Personen aus der Römerzeit, deren Namen bekannt sind und die in Südlimburg lebten. Sie untersuchte, was über diese Personen bekannt ist und ob sie mit archäologischen Fundorten in Verbindung gebracht werden können. Aus dieser umfangreichen Recherche wählte sie acht einzigartige Personen aus – Römer, Bataver, Germanen und Gallier –, jede mit einer spannenden Geschichte zu Themen wie Landwirtschaft, Religion, Töpferei, soziales Leben oder Handel.

Neben der historischen Forschung sprach Béatrice mit den Gemeinden über das Thema, mit dem sich jede von ihnen hervorheben wollte, und darüber, ob sie sich mit der auf Grundlage der Funde entwickelten Figur identifizieren konnten. „Wir hatten vereinbart, eine Brücke zur Gegenwart zu schlagen. So konnten die Gemeinden zeigen, was sie heute touristisch besonders macht.“

Breite religiöse Basis

Mit all diesen Informationen begann Béatrice zu schreiben.
Alle acht Figuren basieren auf echten Funden und authentischen Fundorten.
Zum Beispiel Lucius, der Töpfer aus Coriovallum (Heerlen), der inzwischen mit seinem Krug für Amaka in den Kanon der Niederlande aufgenommen wurde.

Natürlich ist alles historisch fundiert, aber die Texte bieten mehr.
Jede Figur steht symbolisch für die Gemeinde, die sie repräsentiert.
Für Meerssen verkörpert die Göttin Minerva die historische und vielfältige (christliche und jüdische) religiöse Basis der Gemeinde – eine naheliegende Wahl, da in Bunde, einem Ortsteil von Meerssen, Teile einer Minerva-Statuette gefunden wurden.

Gemischt und frei

Für Simpelveld und Bocholtz fiel die Wahl nach einigem Nachdenken auf Julius, einen Bataver und Veteranen der römischen Armee, der sich in der Umgebung von Bocholtz zur Ruhe gesetzt hat. „Ich wollte zeigen, dass es damals bereits eine gemischte Gesellschaft gab. Und in Meerssen kann man in der Wahl von Minerva und den vielen anderen Göttern der Römerzeit auch einen Hinweis auf Religionsfreiheit sehen.“

 

Ein Vergnügen zu schreiben

Für Maastricht wählte Béatrice die Geschichte von Servatus, einem Weinhändler aus Gallien. „Ich habe ihn als jemanden dargestellt, der das Leben genießt und überall Geschäftsmöglichkeiten sieht. Sein Beruf als Weinhändler aus dem Rhônetal ist kein Zufall – für mich symbolisiert er den internationalen und burgundischen Charakter von Maastricht. Es war ein großes Vergnügen, das zu schreiben.“

Bemerkenswert: Alle Texte wurden auf Niederländisch gesprochen, aber Servatus spricht Maastrichter Dialekt. „Der Sprecher hat meinen ursprünglichen niederländischen Text selbst ins Maastrichterische übersetzt“, erklärt Béatrice. Als Scherz lässt sie Servatus den Wunsch äußern, dass sein Name in Maastricht noch lange nach seinem Tod weiterleben möge.

Emma Kok und das WMC

Eine moderne Anspielung bietet die Geschichte einer jungen Frau aus einer kleinen Bauerngemeinde in Kerkrade Maar-West (heute Standort eines McDonald’s).
Zwischen ihrer Arbeit auf dem Feld träumt sie von einer Karriere als Sängerin – eine Anspielung auf den kometenhaften Aufstieg von Emma Kok aus Kerkrade.
Die „singende Bauerntochter“ ist zugleich eine Hommage an die Heimatstadt des World Music Contest (WMC).

Alle Geschichten spielen in einer fernen Vergangenheit, doch die Sprache ist nicht altmodisch. „Manchmal wähle ich bewusst moderne Begriffe“, sagt Béatrice.
„Julius aus Bocholtz sagt: ‘Ich wohne hier in einer Fünf-Sterne-Landschaft.’
Das ist ein Augenzwinkern an die touristische Sprache aus Prospekten.“

Kleiner Bildschirm

Nach Monaten der Recherche, Abstimmung und des Schreibens war es am 28. Dezember in Maastricht endlich so weit. Zur Premiere in Meerssen konnte Béatrice nicht erscheinen, doch in ihrer Heimatstadt sah sie das Endergebnis zum ersten Mal. „Während der Arbeit sieht man die Videos nur auf einem kleinen Bildschirm.
Ich war mit meinen beiden Söhnen, die in den Dreißigern sind, in Maastricht und später auch in Valkenburg. Dort, wo alles überlebensgroß gezeigt wurde, konnte ich es als Besucherin erleben. Ja, das war ein sehr schönes Projekt. Einerseits vermittelt man Wissen, andererseits muss man sehr kreativ sein. Das machte es für mich spannend und wirklich schön. Manchmal hörte ich das Publikum über meine Witze schmunzeln – dann wusste ich, dass ich mein Ziel erreicht hatte: Aufmerksamkeit gewinnen und Informationen unterhaltsam vermitteln.“

Der neue Ansatz, bei dem Personen ihre eigene Geschichte erzählen, wird fortgesetzt. Der erste Schritt ist eine Reihe neuer Texte für die Via-Belgica-Wanderungen.
Auch das neue Römische Museum, das derzeit in Heerlen entsteht, wird diesen Ansatz übernehmen.

„Einerseits vermittelt man Wissen, aber man muss auch kreativ sein. Das machte es für mich spannend und sehr schön.“
— Béatrice de Fraiture

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