Partizipation bei den Reuvens-Tagen

Autor: Anja Neskens
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Die Reuvens-Tage sind das jährliche Highlight für Archäologen. Aus Nah und Fern kommen sie zusammen, um die neuesten Entwicklungen kennenzulernen, sich gegenseitig zu inspirieren und zu vernetzen. In diesem Jahr war die Grenzstadt Den Haag the place to be – ganze 650 Archäologen nahmen an dem Kongress teil.

Das vielseitige Programm fand großen Anklang, doch ein Thema stach besonders hervor: Partizipation.
Immer mehr Archäologen wollen gemeinsam mit den Einwohnern arbeiten und mit ihnen auf Spurensuche nach der gemeinsamen Vergangenheit gehen. Auch die verstärkte Förderung von Beteiligungsprojekten durch öffentliche Gelder (und die geringere Unterstützung reiner Forschungsprojekte) spielt dabei eine zentrale Rolle.

Aber wie funktioniert das in der Praxis?
Politiker sprechen leicht über Partizipation – sie erfolgreich umzusetzen, ist jedoch eine andere Aufgabe.

In einer von Saskia Stevens (Constructing The Limes) moderierten Sitzung mit fünf Referenten suchten die Teilnehmenden nach dem Mehrwert von Bürgerbeteiligung und Citizen Science in der Archäologie.
Professorin Suzie Thomas von der Universität Antwerpen eröffnete die Sitzung mit dem theoretischen Rahmen: Was ist Partizipation? Warum ist sie wichtig? Welche Wirkungen hat sie – und wo liegen die Fallstricke?

Es folgten Praxisbeispiele: Heel Heerlen Graaft! – Rimburg gräbt/graaft!, Jeder ein Archäologe und Von Auxilia zum Legionslager.

 

Alles begann mit dem Traum der Regionalarchäologin Hilde Vanneste (Parkstad): „Ich möchte gemeinsam mit den Einwohnern von Heerlen in die Vergangenheit von Coriovallum graben.“
Ein Jahr nach dem Projekt Heel Heerlen Graaft! wurde sie eingeladen, ihr Projekt und das Folgeprojekt Rimburg gräbt/graaft! (Via Belgica) auf nationaler Ebene als Vorzeigeprojekt vorzustellen – eine große Anerkennung für Hilde, Constructing The Limes, die NWO, RAAP, alle Partner, alle Teilnehmenden und ganz Süd-Limburg.

Tipps von Hilde Vanneste für ein erfolgreiches Beteiligungsprojekt:

  • Sorge für ein ausreichendes Budget, abgestimmt auf die Ziele (z. B. Heel Heerlen Graaft!: 130.000 € – ein Großprojekt).
  • Suche starke Partner, um Wissen, Kompetenz und Rückhalt zu vergrößern (z. B. Stadt Heerlen, Constructing The Limes (Universität Utrecht), NWO und das Römische Museum).
  • Eine Projektleitung ist unverzichtbar – Organisation und Teilnehmerbetreuung sind nicht die Hauptaufgabe eines Archäologen.
  • Erstelle ein klares Anforderungsprofil (PVE) und arbeite mit zertifizierten Fachleuten zusammen.
  • Gib den Teilnehmenden genügend Zeit, sich anzumelden, das
  • Projekt kennenzulernen und sich vorzubereiten – und sprich sie persönlich an.
  • Gewähre echte Mitgestaltung – das ist wahre Partizipation.
  • Sorge für eine gute Rückmeldung der Ergebnisse.

Was ist der Mehrwert von Partizipation in der Archäologie?

  • Gemeinsam mit den Bürgern vergrößert man das Wissen über die Geschichte ihrer Stadt.
  • Das Bewusstsein und die Unterstützung für Kulturerbe wachsen, was zur Identitätsbildung beiträgt.
  • Gemeinschaftssinn und sozialer Zusammenhalt werden gestärkt.

Die Teilnehmenden prägten spontan den Begriff „Quadratmeter-Freundschaften“, der diesen Zusammenhalt perfekt beschreibt. Auch unter den Archäologen war die Begeisterung groß – sie erlebten unmittelbar den gesellschaftlichen Wert ihrer Arbeit.

So wurde Limburg national sichtbar – zusätzlich bestärkt durch die Nominierung von Bibi Beekman, Kuratorin des Limburgs Museum, für den Archäologie-Talentpreis der niederländischen Denkmalbehörde (RCE).

Bibi zeigt auf beeindruckende Weise, wie man Historiker und Archäologen auf inspirierende Art verbindet. Dadurch entsteht vertieftes Wissen und eine starke Vernetzung zwischen Museen, Amateurvereinen und Geschichtsinitiativen. Sie ist eine wahre Vermittlerin und gestaltet ihre Arbeit mit Blick auf die Gesellschaft.

Limburg ist auf dem richtigen Weg!

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