Auf der Suche nach dem römischen Heerlen mit modernster Technik

Autor: Harry Lindelauf
Fotografie: Harry Lindelauf en Annemiek Mommers

Es ist Archäologie auf — buchstäblich — einem Quadratmeter. Doch die Aktion „Heel Heerlen gräbt“ am Samstag, den 9., und Sonntag, den 10. September 2023, ist in Wirklichkeit einzigartig in Aufbau und Umfang. Es ist die bisher größte Suchaktion gemeinsam mit Einwohnern in den Niederlanden, und erstmals wird in diesem Maßstab nach alter DNA gesucht.

An 25 Orten, in Gärten von Anwohnern und in Grünanlagen, wurden am Wochenende ebenso viele ein Quadratmeter große Gruben gegraben. In einer Tiefe von 60 bis 120 Zentimetern liegt das Straßenniveau aus der Römerzeit. Archäologen erkennen dieses Niveau an der Schichtung des Bodens und oft auch an römischen Resten wie Dachziegelfragmenten oder anderem Baumaterial. Alle Gruben befinden sich im römischen Teil von Heerlen oder entlang der beiden großen Straßen, die sich beim Thermenmuseum kreuzten: der Via Belgica (Köln–Boulogne-sur-Mer) und der Via Traiana (Trier–Xanten).

CSI-ähnliche Techniken

Bewohner und andere Freiwillige aus Heerlen, Maastricht und sogar aus Amsterdam machten sich am Samstagmorgen unter tropischen Bedingungen begeistert ans Werk. Es wurde Zentimeter für Zentimeter gegraben, stets unter den wachsamen Augen der Archäologen. Am Sonntag kamen Spezialisten hinzu, die versuchten, altes organisches Material zu finden, aus dem DNA gewonnen werden kann. In acht Gruben wurden auf CSI-ähnliche Weise Bodenproben entnommen, die in den kommenden Monaten an der Universität Kopenhagen untersucht werden.

Danach beginnt das Puzzlespiel an der Universität Wageningen. Die alte DNA ist im Laufe der Zeit in Fragmente zerfallen – so wie auch von römischen Dachziegeln und Keramik meist nur Bruchstücke übrig bleiben. Kopenhagen wird voraussichtlich etwa 70 Millionen A4-Seiten mit DNA-Daten liefern. Damit wird versucht, Übereinstimmungen mit vollständiger DNA bekannter Herkunft zu finden.

Archäologe werden

„Spannend“ ist die häufigste Antwort auf die Frage, wie es ist, als Einwohner oder Hobbyarchäologe in die Vergangenheit graben zu dürfen. „Und neben spannend ist es auch einfach schön, das zu tun“, sagt Tim Rams aus der Grube in seinem Vorgarten an der Laan van Hövell tot Westerflier. Er findet einige Tonscherben als Dank für die anstrengende Grabungsarbeit. Auch Nachbar Martijn Klinkenberg macht mit. Der Auslöser war ein Besuch mit den Kindern im Thermenmuseum. Sein Kindheitstraum – „Archäologe werden, wirklich!“ – wird für den Ökonomen ein Stück weit Realität.
Funde oder vermeintliche Funde sind für alle Teilnehmer immer wieder aufregend: Dachziegelstücke, Bodenfliesen, Keramikscherben, Knochenreste, Holzkohlenstücke – und gelegentlich etwas Neuzeitliches, bis hin zu einer Zehn-Cent-Münze.

Vom Zehn-Cent-Stück bis zur Dachziegel

Diese ferne Vergangenheit kommt am Samstag im Garten von Peter Soudant am Anfang des Tempsplein schnell ans Licht. Sein Haus steht auf oder direkt neben der Stelle, an der Archäologen die Fundamente eines größeren Gebäudes aus der Römerzeit entdeckt haben.

In seinem Hintergarten finden die Freiwilligen – Großvater, Vater und Tochter Jamin aus Maastricht – in einer Tiefe von 80 bis 90 Zentimetern eine etwa zwei bis drei Zentimeter dicke Schicht aus römischem Kalkmörtel. Noch tiefer kommen kleine Holzkohlestücke zum Vorschein. Doch beim Graben wurde bereits eine beträchtliche Menge an Dachziegel-, Fliesen- und Keramikfragmenten gesammelt.

Von Grenze zu Grenzregion

Zusammen mit den üblichen Funden wie Dachziegel- und Keramikresten soll die Aktion „Heel Heerlen gräbt“ das Bild von Coriovallum (dem römischen Heerlen) weiter ergänzen. Und nicht nur das – die Aktion ist Teil des Projekts Constructing the Limes. Mit „Limes“ ist die nördliche Grenze des Römischen Reiches gemeint, die durch den Rhein gebildet wurde. Während sich die Forschung lange auf einen schmalen Streifen entlang der Grenze konzentrierte, wird in diesem Projekt nun das Grenzgebiet untersucht: Wer lebte dort, woher kamen sie, was aßen sie, wo wurde es angebaut, mit wem handelten sie?

Heerlen/Coriovallum ist relevant

Alle diese Fragen werden auch in Heerlen untersucht. Heerlen/Coriovallum ist bedeutsam wegen der großen römischen Straßen, seiner umfangreichen Töpferindustrie und der Landwirtschaft auf den großen römischen Gutshöfen im umliegenden Lössgebiet.

Im Limes-Projekt arbeiten fünf Universitäten und eine Hochschule zusammen. Feldarbeit, Laboruntersuchungen, Datenbankanalysen, Forschungen in archäologischen Depots, das Durchforsten von Briefen und politischen Reden – all dies soll im Mai 2026 sichtbar werden, wenn die Ergebnisse veröffentlicht werden.
„Heel Heerlen gräbt“ ist eine Zusammenarbeit der Gemeinde Heerlen, Constructing the Limes, NWO, dem Thermenmuseum, Restaura, De Vondst, LGOG und Dutzenden von Freiwilligen.

Auch lesen

Plan in Vetschau zum Bau eines römischen Hauses

Römische Renaissance in Maastricht