Coriovallum: baden – aber vor allem arbeiten
Autor: Harry Lindelauf
Fotografie: Harry Lindelauf, RMO
Das römische Heerlen ist vor allem für sein Badehaus bekannt. Die Ausgrabungen auf dem Raadhuisplein fügen diesem Bild jedoch eine neue Geschichte hinzu – die Entdeckung eines Bronzegussofens, der vom Handwerk und den Arbeitern erzählt. Es wird deutlich: Coriovallum war eine wohlhabende Arbeitsstadt.
Am Kreuzungspunkt zweier wichtiger Hauptstraßen im römischen Niedergermanien durfte man geschäftiges Treiben erwarten – und tatsächlich zeigen die Funde seit 1860, dass es hier viele Berufe gab: Soldaten, Töpfer, Steinmetze, Ärzte (Skalpell und Stein für Augensalbe), Stuckateure (Kelle), Schmiede (Eisenschlacke), Gerber und Metzger.
Foto: Bronzenes Teil eines Pferdegeschirrs, gefunden in Heerlen.
Der Bronzegießer
Die jüngste Ausgrabung auf dem Raadhuisplein bringt einen weiteren Beruf ans Licht: den des Bronzegießers.
Bronze, eine Legierung aus Kupfer und Zinn, verwendeten die Römer zur Herstellung von Waffen, Pferdegeschirr, Schmuck, Alltagsgegenständen wie Besteck und Kannen sowie Statuen.
Auf dem Gelände des Badehauses und in seiner Umgebung wurden im Laufe der Jahre Dutzende von Gegenständen oder Fragmenten gefunden, darunter eine Kuhglocke und ein Strigilis (Schaber), der beim Baden zur Reinigung der Haut diente. Der Heerlener Schaber ist besonders, da er einen kastenförmigen Griff aus Bronze mit Bleifüllung besitzt.
Foto: In Bronze gegossene Tierglocke, ebenfalls in Heerlen gefunden.
Militärischer Stützpunkt
Die Ausgrabungen unter dem Raadhuisplein zeigen außerdem, dass Coriovallum ein militärischer Stützpunkt war. Inzwischen wurden zwei Gräber entdeckt, darunter das eines Soldaten namens Flaccus.
Frühere Funde am Badehaus umfassen bronzezeitliche militärische Ausrüstungsstücke wie Gürtel- und Rüstungsschnallen sowie Waffen – Schilde und Speerspitzen.
Ob diese tatsächlich „Made in Coriovallum“ im Bronzegussofen auf dem Raadhuisplein hergestellt wurden, ist bislang unbekannt.
Foto: Beispiel römischer Handwerkskunst – eine bronzene Salben- oder Ölflasche aus der Aschenkiste, 2003 bei der Villa Vlengendaal in Bocholtz gefunden.
In den kommenden Jahren wollen Archäologen mehr über die Bewohner von Coriovallum erfahren. Sie suchen Antworten auf Fragen wie:
Woher kamen sie? Wie lebten sie? Was aßen sie?
Die Ergebnisse und ersten Erkenntnisse aus den jüngsten Ausgrabungen sollen 2025 präsentiert werden – passenderweise im Jahr des Heerlener Kulturerbes.
Foto: Die Funde der Ausgrabung Raadhuisplein 2024 sind reichhaltig: Fundamente öffentlicher Gebäude, zwei Gräber (darunter das des Legionärs Flaccus), eine Toilette, eine Kanne und ein Bronzegussofen.