Moderne Karte für ein enormes römisches Straßennetz
Autor: Harry Lindelauf
Fotografie: Via Belgica
Es waren vier Jahre Mönchsarbeit, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen: eine neue digitale Straßenkarte für das Römische Reich. Und diese Karte zeigt, dass die Römer in ihrem riesigen Reich ein Netz von 103.478 Kilometern Hauptstraßen angelegt hatten. Und dieses Netz wurde noch weiter verfeinert durch 195.693 lokale Straßen.
Diese beeindruckenden Zahlen stammen aus den aktualisierten und erweiterten Daten, die für Itiner-e verwendet wurden. Der Name steht für einen neuen Datensatz, mit dem eine hochauflösende digitale Karte der Straßen im Römischen Reich um das Jahr 150 erstellt wurde. Die Mönchsarbeit in diesem gewaltigen Projekt wurde von Tom Brughmans der Universität Aarhus, Pau de Soto und Adam Pažout der Universität Barcelona zusammen mit Kolleginnen und Kollegen geleistet. Sie veröffentlichten ihre Arbeit im November 2025 in Scientific Data.
Mehr Straßen erkannt
Für Itiner-e nutzten die Wissenschaftler archäologische und historische Informationen, topographische Karten, Luftaufnahmen und Satellitenbilder. Die neue Datenbank umfasst 299.171 Kilometer an Straßen. Das ist erheblich mehr als frühere Berechnungen, die auf 188.555 Kilometer kamen. Der Anstieg ist das Ergebnis mehrerer Faktoren: Es wurden mehr Straßen auf der Iberischen Halbinsel, in Griechenland und in Nordafrika erkannt. Außerdem wurden frühere Routen, die zum Beispiel von geraden Linien durch ein Gebirge ausgingen, an die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Landschaft angepasst.
Foto: Itiner-e: A high-resolution dataset of roads of the Roman Empire | Scientific Data
Cursus publicus
Die Römer haben ihre Straßen groß gemacht. Und die Straßen haben die Römer groß gemacht. Der Anfang lag in der Machtergreifung: Dafür waren Heere nötig, die sich dank der Straßen schnell und organisiert bewegen konnten. Nach dem Heer kamen die Bauern und Händler, die dank der Straßen ihre Produkte über große Entfernungen verkaufen konnten. Und natürlich brauchten die Herrscher des Reiches die guten Verbindungen dringend. Sie nutzten zum Beispiel den staatlichen Postdienst (Cursus publicus), um Entscheidungen und andere Informationen auszutauschen.
Via Belgica
Auch die Via Belgica zwischen Köln und Boulogne-sur-Mer erscheint auf der neuen Karte. Auffällig ist, dass für diese Hauptstraße zwischen der Brücke über die Worm bei Rimburg (Gemeinde Landgraaf) und Heerlen/Coriovallum zwei parallele Trassen gezeigt werden. Wahrscheinlicher Grund: Der genaue Verlauf der Via Belgica ist hier nicht nachgewiesen. Dieser Mangel gilt übrigens für den Großteil des Straßennetzes. Die Wissenschaftler berichten, dass der genaue Standort von nur 2,7 % der Straßen mit Sicherheit bekannt ist. Für fast 90 % gilt geringere Sicherheit, und für gut 7 % ist die Trasse begründete Schätzarbeit.
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