Der außergewöhnliche „Sarkophag“ von Simpelveld

Autor: Harry Lindelauf
Fotografie: Rijksmuseum van Oudheden

Dies sind die Lieblingsfunde an der Via Belgica der Experten. Entdecken Sie, was Archäologen auf unsere Frage antworten: Was ist Ihr liebster römischer Fund entlang der Via Belgica in Süd-Limburg? Die Antworten sind vielfältig und überraschend. Von einem bronzenen Diana-Bein bis zu spektakulären Sandstein-Urnenkisten. In zehn Folgen präsentieren wir die Wahl der Experten. In der achten Folge:

Saskia Stevens
— Archäologin

„Die Urnenkiste ist ein Fund von außergewöhnlicher Bedeutung: man sieht nicht nur, wie man im zweiten und dritten Jahrhundert im Süden der Niederlande (damals Teil der Provinz Germania Inferior) mit den Toten umging. Man blickt auch in das Leben dieser Frau hinein, und das finde ich persönlich so besonders. Die Urnenkiste veranschaulicht, wie diese Frau, eindeutig von wohlhabender Herkunft, lebte, und zeigt, wie sehr die römische Kultur, wie wir sie vor allem aus Italien kennen, ihren Weg bis an die Ränder des Reiches gefunden hatte.“
Saskia Stevens ist begeistert über den Fund des Bergarbeiters Andreas Wierts. Als Universitätsdozentin für Alte Geschichte und Antike Kultur (Universität Utrecht) ist sie spezialisiert auf die Geschichte und Archäologie der römischen Zeit und Projektleiterin des Forschungsprojekts Constructing the Limes.

Die Innenseite des „Sarkophags“ von Simpelveld.

Spektakuläres Inneres
Die moderne Geschichte der Urnenkiste, alias Sarkophag, beginnt bei Andreas Wierts. 1930 findet er bei der Renovierung seines Hauses in der Stampstraat in Simpelveld mehrere römische Gräber und Urnen. Im Dezember folgt der Superfund: eine Sandstein-Urnenkiste mit einer schlichten Außenseite, aber einem spektakulären Inneren dank Darstellungen in tiefem Relief an allen Wänden.
Die Bildhauerei zeigt eine Frau, die auf einem Bett liegt, vermutlich die Verstorbene, umgeben von Hausrat: ein Tisch mit Löwenfüßen, ein Schrank mit Paneeltüren, Glasflaschen und Amphoren sowie die Darstellung eines Gebäudes, möglicherweise eines Wohnhauses oder eines Grabmals.

„Superfund“ und „einzigartig in der Welt“.

Römische Villa
Grabräuber haben die Kiste durch ein Loch durchsucht, aber einige Grabbeigaben sind noch vorhanden. Unter anderem Goldschmuck, ein kleines Glasfläschchen, ein Spiegel und die Kremationsreste der Frau.
1937 wird unweit der Stampstraat eine römische Villa entdeckt. Es erscheint logisch, dass die Frau in der Urnenkiste in dieser Villa gelebt hat. Eine Replik der Kiste befindet sich im Thermenmuseum in Heerlen.
Das Original steht im Rijksmuseum van Oudheden in Leiden und wurde Ende 2020 und Anfang 2021 sorgfältig untersucht, restauriert und mit einem neuen Untergestell versehen.
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