Dank Flaccus kennen wir nun die Namen von acht Einwohnern Coriovallums
Autor: Harry Lindelauf
Fotografie: Harry Lindelauf, gemeente Heerlen, VB
Der Legionär Flaccus ist der achte namentlich bekannte Bewohner von Coriovallum. Sein Grab wurde bei Ausgrabungen auf dem Raadhuisplein in Heerlen entdeckt. Flaccus trägt zugleich den Titel des „ersten Bewohners“, denn seine Bestattung stammt aus dem ersten Viertel des 1. Jahrhunderts n. Chr.. Noch nie zuvor wurde ein römisches Grab aus dieser frühen Zeit mit Namen gefunden.
Ende November 2024 stießen Archäologen von ADC ArcheoProjecten überraschend auf eine auffällige Grube mit Überresten der ersten Siedlung in Heerlen. Form und Funde zeigten: Es handelt sich um das Grab eines römischen Legionärs.
Im Grab fanden sich ein Bronzeschaber, vier Teller und eine kleine Keramikschale. In die Schale waren die Buchstaben „FLAC“ eingeritzt – nach Meinung von Fachleuten die Abkürzung des Namens Flaccus. Die aus Italien stammende Keramik bestätigt: Flaccus war ein römischer Soldat.
Vom Töpfer bis zum Arzt
Inzwischen sind die Namen von acht Bewohnern Coriovallums – des römischen Namens für Heerlen – bekannt, ebenso ihre Berufe. Sie sind:
Töpfer Gaius
Sein Name wurde 1837 auf Keramik entdeckt, beim Bau der Straße Heerlen–Sittard.
Töpfer Buccus
Er ritzte seinen Namen in eine rote Tonschale, die in einem römischen Grabhügel in Heerlen gefunden wurde.
Töpfer Lucius Ferenius
Heute berühmt für seine Liebesinschrift an Amaka.
1971 wurde sein Ofen an der Putgraaf entdeckt. Unter den Scherben fand sich die Inschrift: „Lucius hat diesen Krug für Amaka gemacht.“
Foto: Krug mit der Inschrift „von Lucius für Amaka“.
Legionär Flaccus
Er wurde in der Frühzeit der römischen Siedlung in Coriovallum bestattet. Möglicherweise war er am Bau der Via Belgica beteiligt – der 400 Kilometer langen Römerstraße zwischen Köln und Boulogne-sur-Mer, begonnen etwa zehn Jahre vor Christi Geburt unter der Leitung von Marcus Vipsanius Agrippa.
Foto: Gefunden im Grab des Flaccus – vier Teller und eine Schale mit der Inschrift FLAC.
Legionär Marcus Julius
Soldat der Fünften Legion aus Xanten. Er überlebte seinen Dienst und ließ sich als Veteran in Heerlen nieder. Sein Name ist auf einem Grabstein aus Kunrader Stein überliefert, der 1873 an der Bekkerweg gefunden wurde.
Arzt Lucius Junius Macrinus
Sein Name wurde auf einem Stein zur Herstellung von Augensalbe gefunden, der 1860 an der Valkenburgerweg entdeckt wurde. Der Stein diente auch als Stempel, um den Namen des Arztes in die Salbe zu drücken.
Foto: Salbenstein des Arztes Lucius.
Beamter Marcus Sattonius Jucundus
Mitglied des Stadtrats von Xanten, der Verwaltungsstadt, zu der Coriovallum gehörte. Um 260 n. Chr. ließ Marcus das Heerlener Badehaus restaurieren – ein Gelübde an die Göttin Fortuna.
Dies wissen wir durch eine Inschrift, die 1957 auf dem Thermengelände gefunden wurde.
Foto: Grabstein von Marcus Julius – das Grab gehörte vermutlich zum südlichen Gräberfeld Coriovallums entlang der Via Trajana nach dem römischen Aachen.