Restaurierung des Simpelveld-Grabkastens wird Ausgangspunkt für internationale Forschung
Autor: Harry Lindelauf
Fotografie: Museum für Altertümer
Die Restaurierung des berühmten römischen Grabkastens aus Simpelveld wird der Ausgangspunkt eines großen Forschungsprojekts des Museums für Altertümer in Leiden. Die Forscher möchten die römischen Gutshofkomplexe (villae rusticae) und Grabkästen in Süd-Limburg in einem internationalen Kontext untersuchen. Das kündigt Jasper de Bruin in einem Interview auf der Website der Rembrandt-Vereinigung an, einem der Sponsoren der Restaurierung. De Bruin ist Kurator für „Die Niederlande in römischer Zeit“ des Museums.
Seit Ende September arbeiten zwei Restauratoren an dem Grabkasten, den der Bergarbeiter Albert Wierts 1930 bei Grabungsarbeiten an seinem Haus in Simpelveld entdeckt hatte. Der Kasten aus Nievelsteiner Sandstein ist fast 2,50 Meter lang, 800 Kilogramm schwer und enthält die Kremationsreste einer Frau, die im Alter von 35 bis 50 Jahren verstorben war. Die Frau war möglicherweise die Besitzerin einer nahegelegenen römischen villa rustica. Der Grabkasten ist einzigartig aufgrund der Bildhauerarbeiten an der Innenseite, die das Innere der Villa darstellen.
Röntgenuntersuchung
Der Grabkasten ist stark beschädigt. Bereits bei der Entdeckung war er in Stücke zerbrochen, und Grabräuber hatten ein Loch hineingeschlagen. Seit der Entdeckung wurde der Kasten bereits mehrfach restauriert. Die Füllmaterialien, Kleberückstände und früheren Restaurierungen müssen nun ersetzt oder entfernt werden. Daher demontieren die Restauratoren den Grabkasten und setzen ihn später wieder zusammen. Außerdem wird nach Farb- und Pigmentresten gesucht. Kürzlich wurde während der Restaurierung versucht, mithilfe einer Röntgenuntersuchung festzustellen, ob sich in Boden oder Wänden metallische Objekte befinden, jedoch ohne Erfolg. Die Sandsteinwände erwiesen sich als zu dick für die eingesetzte Technik.
Restaurierung mitverfolgen
Museumsbesucher können dienstags, mittwochs und donnerstags zwischen 14 und 17 Uhr die Arbeit der Restauratoren verfolgen. Die Restaurierung soll voraussichtlich im Januar 2021 abgeschlossen sein. Anschließend wird der Kasten in einer entspiegelten Glasvitrine ausgestellt. Dank 3D-Scans erhalten die Besucher zudem einen besseren Eindruck von den Bildhauerarbeiten im Inneren.
25 römische Grabkästen
In den Niederlanden wurden bislang 25 römische Grabkästen entdeckt. Oft werden sie nicht als Grabkasten, sondern als Sarkophag bezeichnet. Dieser Begriff ist jedoch falsch, da sich in einem Sarkophag ein Körper befindet. Bei den römischen Grabkästen ist dies nicht der Fall, dort wurden ausschließlich Kremationsreste gefunden. Zu den bekannten Funden entlang der Via Belgica gehören der Grabkasten in Bocholtz (2003), vier Grabkästen an der Vossekuilenweg in Heerlen (1920) und ein Exemplar von nicht weniger als 5.000 Kilogramm an der Tinnegietersdreef im Maastrichter Stadtteil Belfort (1964).