Erklär doch mal… Römer im eigenen Garten?! – Über die Bedeutung der Bildung im Bereich Kulturerbe
Autor: Jody Martens
Fotografie: Jody Martens

„Wie es war, wie es ist, wie es wird.“
Das ist die umfassende Beschreibung der Kulturerbe-Bildung, mit der wir im Thermenmuseum / Römischen Museum (und natürlich auch im Schloss Hoensbroek) arbeiten. Kulturerbe-Bildung ermöglicht es Schülerinnen und Schülern nämlich, die Tiefe der Zeit zu erforschen und zu entdecken. Sie lernen nicht nur, über die Vergangenheit zu reflektieren und dabei Fähigkeiten wie historisches Denken und Argumentieren zu entwickeln, sondern sie lernen auch etwas über ihre eigene Umgebung. Was liegt hier unter meinen Füßen? Welche Menschen haben hier vor mir gelebt? Wie war das Leben damals? Man kann sich die Vergangenheit wie ein großes Ausmalbild vorstellen: der Geschichtsunterricht liefert die Linien – die wichtigsten Ereignisse und die verschiedenen Epochen. Die Kulturerbe-Bildung fügt die Farben hinzu, innerhalb oder auch außerhalb dieser Linien. Denn durch Kulturerbe-Bildung erfahren Kinder, wie das Leben der Menschen in einer bestimmten Zeit aussah und warum wir bestimmte Gegenstände und Traditionen für die Zukunft bewahren sollten. Indem sie sich in die Vergangenheit hineinversetzen und über sie nachdenken, verstehen die Kinder auch die Gegenwart viel besser und entwickeln sich zu Menschen, die sich der Bedeutung des Kulturerbes und seiner Bewahrung bewusst sind. Dieses Zusammenspiel zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft macht die Kulturerbe-Bildung zu einer besonders reichen Form der kulturellen Bildung, bei der ein fächerübergreifender Ansatz in Zusammenarbeit mit anderen Schulfächern oder kulturellen Disziplinen selbstverständlich ist – etwa Sachunterricht, Theater, Musik oder Bürgerschaftskunde. Meistens findet Kulturerbe-Bildung außerhalb des Klassenzimmers statt: in der eigenen Stadt oder im eigenen Dorf, in einem Museum oder vielleicht sogar in der Natur. An diesen Orten kommt man unmittelbar mit dem Erbe in Berührung – und die Erfahrung wird für die Schülerinnen und Schüler umso intensiver. Dies nennen wir die direkte Kulturerbe-Konfrontation.

Im Thermenmuseum arbeiten wir seit vielen Jahren mit dieser Idee der direkten Kulturerbe-Konfrontation. Jede Schülerin und jeder Schüler, die oder der zum ersten Mal unser Museum betritt, ist beeindruckt von den Thermen – einem Ort, an dem man die Vergangenheit spüren, erleben und sehen kann. Im Museum erzählen wir die Geschichte des römischen Süd-Limburgs und die Rolle, die das Badehaus darin spielte. Kurz: die Geschichte unserer eigenen Umgebung. Über Menschen wie du und ich, die hier ebenfalls lebten – nur vor 2000 Jahren. Menschen mit denselben Herausforderungen des Lebens wie wir. Unsere Museumslektionen und Workshops sind genau so entwickelt, dass die Schülerinnen und Schüler die Vergangenheit erforschen und erleben. Keine langweiligen Führungen mit Guides, die stundenlang reden, sondern aktive Methoden: Objekte berühren, sich in Menschen von früher hineinversetzen, Zutaten riechen, die wir schon lange nicht mehr benutzen, und den Geräuschen im Badehaus lauschen.
Hinter den Kulissen arbeiten wir an unserem neuen Museum: dem Römischen Museum. In diesem Museum können wir in Zukunft noch mehr Geschichten über die Menschen erzählen, die hier einst lebten, arbeiteten und ihr Leben gestalteten – Menschen, die das Badehaus vielleicht sogar täglich nutzten. An diesem Ort hoffen wir, dass Schülerinnen und Schüler ihre eigene Vergangenheit entdecken und erleben können: ein reichhaltiger Ort voller Geschichten darüber, wie es war, wie es ist und wie es wird. Denn die Thermen und all diese Erzählungen über das römische Leben in dieser Region verdienen einen Platz in der Zukunft – damit noch mehr Schülerinnen und Schüler dieses große Ausmalbild mit den Linien und Farben ihrer eigenen Vorstellungskraft füllen können.
Jody Martens – Educator Historisch Goud (Schloss Hoensbroek – das Thermenmuseum – das Römische Museum – De Vondst)
