Das Maastricht Museum zeigt römisches Erbe
Autor: Harry Lindelauf
Fotografie: Harry Lindelauf
Gleich zu Beginn ein echtes Prunkstück: die Steinfigur eines mächtigen Löwen, der über seiner Beute – einem besiegten Pferd – dominiert. Das neue Maastricht Museum im Centre Céramique weiß, wie wichtig der erste Eindruck ist, und präsentiert daher sofort diese 1.800 Jahre alte Skulptur, die 1963 an der Stelle der römischen Brücke aus der Maas geborgen wurde.
Das Maastricht Museum gliedert die Geschichte der Stadt in fünf Epochen, die abwechselnd in einer grünen und einer blauen Umgebung präsentiert werden. Die Römerzeit ist mit einer Auswahl aus dem reichen Bestand an Funden vertreten, der im Depot des Centre Céramique aufbewahrt wird. Diese Sammlung ist so umfangreich, dass die Auswahl laut Chefkuratorin Astrid Smeets ein „Luxusproblem“ darstellt. Die Ausstellungen sollen in den kommenden Monaten fertiggestellt und der Inhalt danach regelmäßig gewechselt werden.
Olterdissen und Rieu
Bemerkenswert ist, dass das Museum diese Wechsel an die Wünsche der Besucher anpasst. Direktor Wim Hupperetz: „Wir machen das anders als üblich. Normalerweise bestimmen die Experten, was der Besucher zu sehen bekommt. Wir wollen unsere Präsentation stärker von unten gestalten – die Besucher können über ein Formular oder die Website angeben, was sie sehen möchten.“ Die ersten Reaktionen zeigen eine Vorliebe für lokale Berühmtheiten wie Fons Olterdissen, Pieke Dassen und – ja – André Rieu. Letzterer scheint bei guter Gesundheit noch nicht bereit für einen Platz im Museum zu sein, doch Wim Hupperetz sieht ihn als geeigneten Kandidaten für die Aufnahme des Audioguides – selbstverständlich auf Maastrichter Dialekt.
Gladiatoren
Ein weiteres auffälliges römisches Fundstück ist ein Grabstein mit der Darstellung zweier Gladiatoren am Ende eines Kampfes. Helm, Schild, Schwert, Lendenschurz sowie Arm- und Beinschützer sind deutlich erkennbar. Ebenso klar ist der Ausgang des Kampfes: Der rechte Gladiator ist besiegt und bittet mit einer Handbewegung um sein Leben.
Rätselhafter ist der Dodekaeder in einer der Vitrinen. Die Überreste wurden als kleine Fragmente zwischen Maastricht-Mariënwaard und Rothem gefunden, und dank 3D-Druck konnte das ursprüngliche Bronzestück rekonstruiert werden. Was jedoch bislang niemand herausfinden konnte: wofür die Römer den Dodekaeder tatsächlich verwendeten.
Jupiter-Säule
Die zweite Rekonstruktion stammt vom Archäologen Titus Panhuysen. Anhand von Fragmenten, die 1865, 1910 und 1983 gefunden wurden, zeichnete er die Jupiter-Säule, die einst an der Stelle des heutigen Hotels Derlon stand. Laut Panhuysen war die Säule neun Meter hoch und auf allen vier Seiten mit Reliefs versehen. Auf der Spitze stand eine Statue Jupiters – des obersten Gottes, des Himmels und des Wetters. Die Säule war Teil eines Heiligtums, zu dem vermutlich auch ein Tempel gehörte.
Das Maastricht Museum hat Panhuysens Zeichnung in Originalgröße dargestellt und wird die Fragmente daneben präsentieren.
Das Maastricht Museum am Plein 1992 liegt in unmittelbarer Nähe der Via-Belgica-Wanderroute durch Maastricht. Das Museum wird im Laufe des Jahres 2023 seine endgültige Form erhalten. Bald wird es im ersten Stock um den Raum zwischen dem Centre Céramique und dem Café Zuid erweitert. Zur Dauerausstellung kommen wechselnde Sonderausstellungen hinzu. Bis zum 7. Januar 2024 ist dies „Maastricht 1673 – der Sonnenkönig erobert die Stadt“.
Mehr Informationen und Öffnungszeiten unter www.maastrichtmuseum.nl