Wenn Geschichte zum Abenteuer wird

Autor: Harry Lindelauf
Fotografie: Jody Martens

Wie bringt man junge Menschen (und auch Erwachsene) spielerisch mit der römischen Vergangenheit unserer Region in Kontakt? Mit dieser Frage beschäftigte sich das Team des Römischen Museums in Heerlen. Klassische Brettspiele boten eine moderne Antwort: Geschichte als Abenteuer.

Ideengeber Jody Martens, Pädagoge im Römischen Museum:
„Wir wollten ein Spiel entwickeln, das man sowohl im Unterricht als auch im Museum spielen kann. Ein Spiel hält die Atmosphäre locker, während die Schüler dennoch viel lernen. Unser Anspruch war, dass das Spiel mehrere Fachgebiete verbindet – Geografie, Geschichte und Staatsbürgerkunde.“

Klassische Spiele wie Die Siedler von Catan und das alte Stratego (von 1908!) mit einem Hauch von Monopoly dienten als Inspiration. „Nach einigen Gesprächen mit dem Designer nahm das Konzept für das Via Belgica-Spiel Gestalt an“, erklärt Martens. „Die Grundlage ist eine große Karte des römischen Südlimburgs mit den wichtigsten Straßen: der Via Belgica und der Via Traiana. Spieler sehen die Bodentypen – Löss, Sand, Kies und Kunrader Kalkstein – sowie Flüsse, Bäche und die wichtigsten Orte jener Zeit.“

Rohstoffe sammeln

Das sind Maastricht, Tongeren, Heerlen und Rimburg, zusammen mit Siedlungen wie Valkenburg und Voerendaal.
„Die Orte sind im Spiel entscheidend“, sagt Martens. „Jedes Team von bis zu fünf Schülern bekommt einen vicus (Ort), eine colonia (Hauptstadt) oder eine villa zugewiesen, mit einem Spielplan. Ziel ist es, möglichst viel zu bauen. Dafür müssen die Spieler in mehreren Runden Rohstoffe sammeln.“

Für jede Ressource wurden spezielle Spielkarten entworfen. Die Restaurierungswerkstatt Restaura in Heerlen liefert 3D-Drucke von Gebäuden wie tabernae (Läden), Badehäusern, Wohnhäusern und Tempeln – selbstverständlich historisch korrekt.

So funktioniert es:

Das Spiel besteht aus mehreren Runden:

  • Einführung in die Römer – Quiz mit der Frage: „Was weißt du schon über die Römer?“
  • Mini-Vorlesung & Bestimmungsrunde – Schüler untersuchen archäologische Funde.
  • Römisches Würfelspiel – Wissen, Strategie und ein wenig Glück bringen Rohstoffe.
  • Bauen und Handeln – mit Holz, Kies, Glas und Löss entstehen Siedlungen.

Während des Spiels fungiert ein Museumspädagoge als Spielleiter, der flexibel auf die Schüler reagiert und zusätzliche Motivation schafft.

Unendlich anpassbar

Das Via Belgica-Spiel kann flexibel an Lernniveaus von der 5. Grundschulklasse bis zur 9. Gymnasialstufe angepasst werden.
„In der speziellen Gymnasialversion sind lateinische Texte enthalten, die übersetzt werden müssen. Um das Spiel noch anspruchsvoller zu machen, haben wir Ebenen wie Fortuna-Karten eingebaut – man kann die Göttin des Schicksals um Sonderaktionen bitten, etwa eine germanische Invasion, die Gebäude zerstört oder Verhandlungen erfordert. Wir können das Spiel endlos anpassen“, sagt Martens.

Es fühlt sich nicht wie Lernen an

Die ersten Reaktionen sind sehr positiv: „Die meisten Kinder werden sehr ehrgeizig, und man sieht tolle Dynamiken – geborene Anführer, strategische Denker und echte Teamplayer treten hervor. Es ist schön zu sehen, wie viel die Schüler durch das Spiel lernen, ohne dass es sich wie Lernen anfühlt, sondern wie Spiel und Abenteuer.“

Praktische Informationen

  • Dauer: 1,5 bis 2 Stunden, je nach Niveau und Anzahl der Runden.
  • Spielbar im Unterricht oder im Museum. Nicht im Handel erhältlich.
  • Preis: 112,50 € pro Klasse (max. 35 Schüler) inklusive Betreuung.
  • Buchung: reserveringen@hetromeinsmuseum.nl oder www.parkstad.plannedculture.nl
  • Geeignet ab der 5. Grundschulklasse bis zur Sekundarstufe I.

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