Auf der Suche nach einer römischen Villa in Kerkrade

Autor: Hilde Vanneste
Fotografie: Anja Neskens

In den vergangenen Wochen war es spannend auf dem Gelände neben der Abtei Rolduc in Kerkrade. Archäologen arbeiteten mit einem imposanten Bagger, um ein faszinierendes Stück Geschichte freizulegen: eine mögliche römische Villa. Und das mit Erfolg!

Warum gerade hier graben?

Dieser Standort stand schon länger im Fokus. Hobbyarchäologen und frühere Untersuchungen hatten bereits verschiedene Funde zutage gebracht, darunter römisches Baumaterial und sogar die Reste eines horreum (römisches Getreidelager), entdeckt beim Bau der Roderlandbaan. 2018 bestätigten zudem geophysikalische Untersuchungen starke Hinweise auf Gebäude. Grund genug also für eine umfassende archäologische Grabung.

Auf der Suche nach Spuren der Vergangenheit

Am 24. März begannen die Archäologen voller Enthusiasmus ihre Arbeit. Der unmittelbare Anlass? Die geplante Anlage eines Lebensbäume-Waldes auf dem Plateau. Das Ausheben von Pflanzlöchern hätte den Boden gestört und möglicherweise wertvolle Spuren zerstört. Aber warum vermutete man gerade hier eine römische Villa? Ganz einfach: die Lage ist ideal! Auch die Römer sahen dieses schöne Plateau als perfekten Standort für einen Gutshof.

Doch die Spurensuche erwies sich als schwieriger als erwartet. Die ersten Entdeckungen waren nicht römisch, sondern noch älter: zwei handgeformte Urnen mit Brandresten aus der späten Vorgeschichte, möglicherweise Teil eines Gräberfeldes. Diese Urnen wurden vorsichtig „im Block“ geborgen, damit Spezialisten sie weiter untersuchen und ihr genaues Alter bestimmen können.

Zweifel und Durchbrüche

Mit dem Fortschreiten der Grabung wuchsen die Zweifel. Waren die römischen Reste vielleicht weggespült worden? Hatte es hier überhaupt je eine Villa gegeben? Die Spannung stieg … bis schließlich der erste überzeugende Fund gemacht wurde: eine wunderschöne römische Reibschale. Das konnte nur eines bedeuten: Es musste mehr geben! Und tatsächlich kamen deutliche Fundamentreste einer römischen Villa zum Vorschein.

Mit dieser Entdeckung hat Kerkrade nun offiziell eine neue römische Villa – neben den bekannten Villen Holzkuil und Kaalheide. Man vermutet, dass es insgesamt elf römische Villen in der Region gegeben hat, was angesichts des fruchtbaren Bodens, ideal für die Landwirtschaft, naheliegt.

Bewahrung der Vergangenheit

Obwohl die Fundamentreste nun dokumentiert sind, hat sich die Stadt Kerkrade entschieden, weitere Ausgrabungen zu begrenzen. Was im Boden bleibt, ist für zukünftige Generationen mit vielleicht noch besseren Forschungsmethoden am besten erhalten.

So bleibt die Geschichte Kerkrades nicht nur lebendig, sondern auch für die Zukunft geschützt. Und wer weiß, welche Geheimnisse der Boden hier noch birgt?

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