Römische Renaissance in Maastricht

Autor: Harry Lindelauf
Fotografie: RCE, WikeCommons, Harry Lindelauf

Der heilige Servatius, die Befestigungsanlagen und diese prächtige Altstadt – Maastricht besitzt so viel sichtbare und greifbare Geschichte, dass die römische Epoche oft in den Hintergrund gerät. Doch das wird sich ändern: Die Stadt arbeitet an einer Römischen Renaissance, die bis 2027 abgeschlossen sein soll.

Die Römische Renaissance umfasst mehrere Elemente:

  • Erneuerung und Erweiterung der Dauerausstellung im Maastricht Museum,
  • eine Sonderausstellung und ein Römisches Festival,
  • Erneuerung und mögliche Erweiterung der Präsentation des römischen Kellers unter dem Hotel Derlon,
  • und – noch nicht sicher, aber als Idee vorgeschlagen – der Wiederaufbau eines Teils der römischen Maasbrücke.

Euregionales Projekt VIA VIA

Für drei dieser Teile ist bereits eine Finanzierung gesichert. Die Ausstellungen und der römische Derlon-Keller werden teilweise durch das euregionale Projekt VIA VIA finanziert. Das Interreg-Maas-Rhein-Programm der Europäischen Union und die Provinz Limburg haben Fördermittel zugesagt.

Ohne römische Brücke gäbe es kein Maastricht

Warum eine römische Renaissance? Wim Hupperetz, Direktor des Centre Céramique, zu dem auch das Maastricht Museum gehört, bringt es auf den Punkt: „Ohne römische Brücke an dieser Stelle gäbe es kein Maastricht.“
Von ihm stammt auch die Idee, ein Stück der römischen Brücke am Ufer der Maas zu rekonstruieren: „Ein großer Teil unserer römischen Geschichte liegt unter der Erde. Wie kann man sie sichtbar machen? Das Ufer lag einst etwa 90 Meter weiter westlich – man könnte also zwei oder drei Brückenpfeiler am Bat rekonstruieren, wenn man wollte. Das hat mich inspiriert.“
Die ersten Reaktionen in der Stadt sind positiv, doch ob der Wiederaufbau tatsächlich erfolgt, ist noch offen. Zunächst wird die Machbarkeit untersucht, anschließend entscheidet der Stadtrat.

Wim Hupperetz: „Ohne römische Brücke gäbe es kein Maastricht.“

Ein einzigartiges römisches Ensemble

Auch sichtbare römische Überreste besitzt Maastricht. Im Keller des Hotels Derlon, an der Ecke des Onze Lieve Vrouweplein und der Plankstraat, befinden sich restaurierte Überreste eines Heiligtumstores, der Sockel einer Jupitersäule, ein Kopfsteinpflasterstück, ein Brunnen und wiederverwendete Steine aus der römischen Kastellmauer. Dieses Ensemble ist in den Niederlanden einzigartig und erhält dank des Projekts VIA VIA eine neue Präsentation.

Pierre Rieu will römisches Flair

Der neue Eigentümer des Hotels Derlon, Pierre Rieu, ist begeistert:
„In meiner Laufbahn habe ich in rund 2.000 Hotels übernachtet, aber noch nie in einem mit römischen Überresten. Das ist fantastisch! Doch so wie es jetzt ist, ist es viel zu unauffällig. Ich möchte Leben in den Keller bringen. Und – dieses Wort habe ich von meinen Kindern gelernt – das ganze Hotel soll eine römische Vibe ausstrahlen. Aber es wird kein Disney und kein Kolosseum. Das richtige Maß ist entscheidend. Ich möchte, dass die Gäste sagen: Wow, das ist großartig.“
Zurzeit wird an den Umbauplänen für das Hotel gearbeitet.

Pierre Rieu: „Das ganze Hotel soll römisches Flair haben – aber kein Disney, kein Kolosseum.“

Servatius als Erzähler

Stadtarchäologe Gilbert Soeters und Kurator Sjoerd Aarts vom Maastricht Museum entwickeln gemeinsam mit Pierre Rieu die neue Präsentation des römischen Kellers. Ihr gemeinsames Ziel ist es, den Besuchern ab Anfang 2027 mehr Information und Erlebnis zu bieten.
Dazu wird „Servatius“ eingesetzt – er debütierte 2024 beim Via Belgica LUX Festival als maastrichter Weinhändler. Servatius wird künftig die Geschichte der Funde im erneuerten Derlon-Keller erzählen. Diese Geschichte wird von Archäologen geschrieben und mithilfe künstlicher Intelligenz mit Gesicht und Stimme versehen.
Gilbert Soeters: „So wird die Geschichte dieses Ortes lebendig. Die große Geschichte des römischen Maastricht zeigen wir im Maastricht Museum.“

Lesetipp: Maastricht hatte nicht eine, sondern drei römische Brücken.

Das Interreg-Maas-Rhein-Programm hat das touristische Projekt VIA VIA als vorbildliche Initiative anerkannt, mit einem Gesamtbudget von 4.567.252,40 € und einem EFRE-Zuschuss von 2.283.626,17 €. Das Projekt wird von der Europäischen Union unterstützt und vom Ministerium für Wirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, der Provinz Limburg und der Regio Deal Parkstad Limburg mitfinanziert.

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