Stiftung Linea Recta besteht 12,5 Jahre!

Autor: Ankie Bosch
Fotografie: Ties Pijpers

Im Jahr 2006 fährt der Künstler John van den Berg mit einem Freund mit dem Fahrrad über die Via Belgica. Wieder zu Hause übersetzt er diese Radtour in ein riesiges Scrapbook. Zeichnungen und Fotos ergänzt er mit Hintergrundinformationen, Karten der Umgebung und einem Gedicht. Dieses Scrapbook, erzählt seine Tochter Eefke, ist der Anfang der Stiftung Linea Recta, die nun schon seit 12,5 Jahren die römische Vergangenheit von Landgraaf sichtbar macht.

 

Eefke Bos strahlt, als sie das Buch zeigt. Eigentlich strahlt sie die ganze Zeit. Sie ist stolz auf ihren Vater, das ist klar. Das Buch, erklärt sie, war ursprünglich als Kunstprojekt gedacht. Ein Inspirationsbuch. Bei Aktivitäten haben die Ehrenamtlichen es immer dabei: „Es zieht Menschen an. Die Leute blättern gerne darin, werden selbst davon inspiriert. Und es ist ein schöner Einstieg für ein Gespräch.“

Von einem kommt das andere: vom Scrapbook zu einer Bürgerinitiative, von der Bürgerinitiative zu einem gesellschaftlichen Ziel – und schließlich zu einer Stiftung. Die große Frage: Wie bringt man die reiche römische Vergangenheit von Landgraaf unter die Aufmerksamkeit? Denn auch wenn die Vergangenheit direkt vor der Nase liegt, muss man wissen, wohin man schauen soll.

Bewusstseinsbildung

„Wir haben mit einem Bewusstseinsprojekt begonnen“, erzählt Eefke.
Anhand von vier Kunstformen soll das Projekt Via Linea Recta Landgraaf seiner römischen Wurzeln bewusst machen. Eine römische Prozession von Schaesberg zu einem römischen Markt in Rimburg ist die erste Publikumsattraktion. Danach folgt ein Buch, Das Amulett des Lichtbergs, das die Lebensgeschichte des römischen Legionärs Lucas erzählt.
Auch dieses Buch stammt aus der Hand von John, der die Geschichte in 52 Gemälden weiter zum Leben erweckt, ausgestellt in De Dormig in Schaesberg.

Ein Theaterkonzert stand ebenfalls auf dem Programm, wurde aber aus finanziellen Gründen auf unbestimmte Zeit verschoben. „Das Bewusstseinsprojekt hat drei Jahre gedauert“, berichtet Eefke.
„Seitdem bildet Das Amulett des Lichtbergs die Grundlage für alles, was wir tun. Auch für Schulen ist es großartig. Wenn man Kindern eine Scherbe gibt, bedeutet ihnen das nicht viel. Aber wenn man ihnen eine Geschichte erzählt und die Gemälde zeigt, regt man sie an. Mit diesem Gedanken wurde das Buch geschrieben. Wenn man es gelesen hat, sieht man die Herenweg mit ganz anderen Augen.“

Obelix

In die Schulen nehmen die Ehrenamtlichen von Linea Recta meist eine Unterrichtskiste mit. Eefke: „Wir haben einen römischen Helm, den die Kinder aufsetzen können. Oft nehmen wir auch das Scrapbook mit.
Und wir machen häufig eine Plateauwanderung von etwa 5 Kilometern nach Op de Bies und zum Vrouwengraf.“

Auch für andere Interessierte stehen die Ehrenamtlichen bereit: „Wenn Sie mit Ihrer Wandergruppe eine thematische Wanderung machen möchten, haben wir einen Führer für Sie. Das kann auch mit einem Vortrag oder Workshop kombiniert werden“, erklärt Eefke. „Unsere Vorsitzende beschäftigt sich zum Beispiel mit der Geschichte der Ernährung, also kann man auch einen Workshop zum Thema Essen anfragen.“

Für all diese Aktivitäten ist Eefke die erste Ansprechpartnerin. Die anderen Ehrenamtlichen unterstützen sie, wenn nötig. „Wir haben Leute, die mit Stühlen und Tischen schleppen, jemanden, der Facebook betreut.
Andere verteilen Flyer oder stehen am Infostand. Wenn ich Hilfe brauche, zum Beispiel für einen Workshop Duftsäckchen herstellen oder Mosaike machen, schaue ich, wer Zeit hat. Einer unserer Ehrenamtlichen hat sogar einmal wie Obelix eine Säule geschleppt!“

Freunde

Linea Recta arbeitet eng mit anderen Unternehmen und Organisationen zusammen. Eefke: „Die Bäckerei Aroma hat zum Beispiel das Römerbrötchen entwickelt – ein Brötchen auf Basis von Dinkel. Man kann es in vier Teile teilen, da es eine Tagesration war. Und es hat ein Bändchen: zum Festhalten, aber auch, um es vor Ungeziefer aufzuhängen.“ Auch andere Unternehmen stehen der Stiftung wohlwollend gegenüber: „Zum Beispiel die Campingplätze, die Pfadfinder oder CPFXL, eine Druckerei. Sie unterstützen uns von Anfang an, sodass wir gemeinsam etwas erreichen können.“

„Am 4. Oktober, während des nächsten Via Belgica-Festivals, hoffen wir, gemeinsam mit anderen Freunden etwas zu machen“, fährt sie fort.
„Man schaut schließlich in dieselbe Richtung.“ Vorher ist eine Überblicksausstellung zum 12,5-jährigen Jubiläum geplant, die jedoch wegen des Coronavirus vom Frühjahr 2020 auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurde.

Reisegruppe

Zum Zeitpunkt des Schreibens wird intensiv an der Fertigstellung eines Wandgemäldes unter der Unterführung an der Haanweg gearbeitet.
Das Kunstwerk ist eine der Ideen, die Vater John schon im Scrapbook festgehalten hatte. An den Wänden erscheinen die Umrisse einer Reisegruppe: eine Tagesversion in Richtung Jülich und Köln, eine Nachtversion in Richtung Heerlen und Maastricht. Rhythmus des Tageslaufs wird das Werk heißen – ein Hinweis auf das Kommen und Gehen von Reisenden, wie es auch heute noch stattfindet. Die Malerarbeiten werden von Ehrenamtlichen ausgeführt, alle Materialien werden gesponsert. Wann die Enthüllung stattfindet, muss noch entschieden werden. Inzwischen können Passanten bereits den Fortschritt bewundern.

Träume

Hat Eefke eigentlich noch Träume für Linea Recta? „Ich fände es schön, wenn die tatsächliche Hauptroute, soweit sie bekannt ist, ausgeschildert würde.
Ich bin nicht so digital – ich möchte etwas sehen, wenn ich gehe. Jetzt ist die Hauptroute 70 km lang, weil man kleine Schleifen miteinander verbindet, während die echte Trasse nur 34 km misst. Wir haben Angst, dass die echten Themenradfahrer dadurch abspringen. Dabei würden sie, wenn sie kämen und sähen, wie schön es hier ist …“

Und natürlich stehen noch viele Ideen im Scrapbook ihres Vaters. Zum Beispiel ein römischer Park auf einem Acker in Rimburg (Eefke: „Wenn gepflügt wurde und es geregnet hat, geht er dort regelmäßig schauen“) oder eine kleine Via-Belgica-Melodie. Auch dahinter steckt wieder eine ganze Geschichte. „Ich kann stundenlang erzählen“, lacht Eefke, bevor sie das Scrapbook zuklappt. „Als Papa anfing, habe ich gesagt, dass ich ihm einen Tag helfen würde. Das ist völlig aus dem Ruder gelaufen.“

 

 

„Als Papa anfing, habe ich gesagt, dass ich ihm einen Tag helfen würde. Das ist völlig aus dem Ruder gelaufen.“
— Eefke Bos

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