Villa Voerendaal
Steinweg, Voerendaal
Welch ein krasser Gegensatz zu heute: ein weites Feld, an dessen Stelle einst die größte römische Villa der Niederlande stand. Dieses eindrucksvolle landwirtschaftliche Gut war zehnmal größer als ein heutiger Durchschnittsbauernhof. Die gigantische Fassade mit einer fast 200 Meter breiten Säulengalerie muss unglaublich beeindruckend gewesen sein.
Zur Zeit der Villa Ten Hove war Getreide so wertvoll wie Gold. Hier wurden riesige Mengen Dinkel angebaut – ein nahrhaftes Getreide, das die Römer hierher brachten. Für die enormen Erträge gab es ein entsprechendes Kornlager. Der dadurch entstandene Reichtum ermöglichte dem Gutsbesitzer ein luxuriöses Wohnhaus. Gefunden wurden Reste eines Badehauses, einer Fußbodenheizung, von Mosaiken und Wandmalereien.
Besonders an den Ausgrabungen der Villa Ten Hove ist die Untersuchung von Pflanzenresten. Diese sogenannte Archäobotanik enthüllt unsichtbare Informationen aus dem Boden, wie verkohlte Getreidekörner oder winzige Pollen. So wissen wir noch zweitausend Jahre später, dass hier massenhaft Dinkel angebaut wurde und dass Kräuter zum Kochen kultiviert wurden – eine typisch römische Gewohnheit.
Villa Voerendaal
Interessant zu wissen
- Süd-Limburg: die Kornkammer der Römer
- Die Römer erkannten schnell, wie fruchtbar der Lössboden in Süd-Limburg war. Sie nutzten ihn dankbar für den Anbau großer Mengen Dinkel. In kleinerem Umfang wurden auch andere Getreidearten angebaut, wie Emmer, Weizen, Hirse, Gerste, Roggen und Hafer. Dieses Getreide wurde über die Via Belgica zum Rhein transportiert, wo Tausende römische Soldaten stationiert waren, um die Grenzen des Reiches zu verteidigen. Für all diese hungrigen Münder war Süd-Limburg die Kornkammer.
- Säulen und Symmetrie
- Bevor die Römer in Süd-Limburg herrschten, lebten hier Kelten. Sie wohnten in Hütten aus Lehm und Holz. Die Römer machten es anders: Sie bauten Häuser aus Kunrader Stein, gemauert mit Mörtel, einem Vorläufer von Beton. Dächer waren nicht mehr aus Reet, sondern aus Ziegeln aus Keramik. Sie richteten viele verschiedene Räume ein, ausgestattet mit Fußboden- und Wandheizung. Die Innenwände schmückten sie mit Fresken und Skulpturen. In der Architektur gab es viele südliche Einflüsse: Die Römer liebten Säulengänge und Symmetrie.
- Kochen mit Kräutern
- Das Würzen von Speisen mit Kräutern war ein römischer Brauch, der hier vor ihrer Ankunft unbekannt war. Starke Kräuter wurden oft verwendet, um den Geschmack von Speisen zu verbessern, die bereits etwas „überfällig“ waren. Der Römer Marcus Gavius Apicius schrieb ein Kochbuch, in dem wir lesen, dass er fast jedes Gericht mit Liebstöckel würzte – ein Kraut, das wir heute als „Maggikraut“ kennen.